Seit Montag herrscht im widerlichen Medienwirrwarr endlich Klarheit darüber, was eigentlich schon seit Wochen festzustehen scheint. Nuris Wechsel zu den Galaktischen, zu Real Madrid! Und die Meinungen dazu scheinen weit auseinanderzugehen, wenn man sich die meinungsbildenden Webseiten in Dortmund und Umgebung anliest. Hin und hergerissen habe ich diese Woche verbracht, seitdem ich Montag um 12.30 Uhr den Ticker verfolgt habe. Auf der einen Seite Nuris Worte, die sich anhören wie bei jedem anderen Profi, der einen Vereinswechsel bekannt gibt und ein Pfeifkonzert vermeiden will. Auf der anderen Seite ist er ein Dortmunder Junge, einer von uns, der die (vermeintlich) einmalige Chance erhält, bei einem ganz großen Club unsere Fahne hochzuhalten.
Übrig bleibt jedenfalls eine gewisse Ernüchterung, dass dieses Team doch nicht in Gänze zusammenbleibt und dass der angebliche Schwur innerhalb der Mannschaft eben doch nicht die Gesetzmäßigkeiten des Fußballgeschäfts auszuhebeln imstande ist. Bis Montag Mittag wollte ich nicht wahrhaben, dass unser Junge nach so einer Saison einfach geht, uns den Rücken zuwendet. Was in seinem Herz ist, sei mal dahingestellt. Und dann, nachdem der Ticker wieder funktionierte, die trockene Wahrheit. Es war wohl meiner Naivität geschuldet, anzunehmen, dass sich Nuri für einen so großen und glanzvollen Club entscheidet. Und stattdessen zu Real geht. Die fixe Ablöse im Vertrag hat sich hier als Gold wert im wahrsten Sinne des Wortes herausgestellt.
Und es ist so schade. Ob Nuri weiß, was er hier für eine Chance verspielt? Er hätte hier zur Legende werden können, als Kapitän so eine Mannschaft wie diese in die Champions League zu begleiten, sie als Spielführer in die ganz großen Stadien Europas zu führen. Er hätte, wie viele andere es noch werden, Geschichte schreiben können. Jeder hätte sich in 50 Jahren noch an ihn erinnert in Dortmund. In einer Liga mit den ganz großen im Ballspielverein. Ob Nuri weiß, was er sich damit nimmt? Reich ist er schon, ums Geld kanns nicht mehr gehen. Aber diese Ehre und dieser Ruhm ist viel mehr wert. Einfach deshalb, weil solche Werte mit Geld nicht aufzuwiegen sind. In Madrid wird er nur einer von vielen sein. Ein kleines Rad in der Historie. Hier beim BVB hätte er das ganz große Rad drehen können, nur 6 Jahre nach der Fast-Pleite. Aber das hat ihm sein Spielerberater wohl nicht erzählt. Nun ja, was solls.
Zu hoffen bleibt nur, dass er diesen Schritt nicht bereut. In ein paar Jahren hätte er immer noch diesen Schritt machen können, zu einem der ganz großen zu gehen. Niemand hätte was gesagt. Spätestens 2014 wird diese Mannschaft eh ein ganz anderes Gesicht haben. So bleibt zumindest ein fader Beigeschmack. Denn in dieser Zeit solch eine scheißgeile Truppe zu verlassen, das muss man nicht verstehen. Und das dann noch so kurz vor dem letzten Spieltag bekannt zu geben, das kann einem schon mal die Laune verderben. Denn dieser Weggang ist schon geeignet, mehr als der berühmte Wermutstropfen zu sein. Zumindest bei mir will sich das absolute Partyfeeling nicht so recht einstellen. Ein anderer Zeitpunkt, nämlich etwas früher, wäre durchaus angebracht gewesen.
Trotzdem würde ich niemals pfeifen, wenn ich für Samstag ne Karte bekommen hätte und live im Stadion dabei sein könnte. Denn das hat er nicht verdient. Er hat uns mit seinem Spiel viele tolle und unvergessliche Momente beschert. Er hatte großen, in einer über sich hinauswachsenden Mannschaft überdurchschnittlichen Anteil am Erfolg, am Gewinn der deutschen Meisterschaft. Das darf man einfach nicht vergessen. Und Vertrag ist nun mal Vertrag. Es ist kein erzwungener Wechsel. Auch das sollte man beachten.
Wenn ich im Stadion wäre, ich würde für Dede sicher mehr als nur eine Träne verdrücken. Für Nuri würde ich einfach brav und anstandshalber applaudieren.
Deine Einschätzung im letzten absatz hat sich ja dann auch im Stadion so ergeben. Ich hatte sogar den eindruck, dass Nuri die ganze Situation ähnlich gesehen hat.
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