Freitag, 25. März 2011

Der Zonk für die Sevilla-Opfer



Hurra könnte man meinen, als hier eine Art Update über den Stand der Dinge zu den Vorkommnissen aus Sevilla veröffentlicht wurde. Sollte wer nicht wissen, was eigentlich damit gemeint ist, der kann sich u.a. hier hintergründliche Infos holen. Sollte tatsächlich Bewegung in diese Sache kommen? Wer hätte das gedacht?

Beim näheren Betrachten des Artikels muss man zu einem klaren und erwartbaren „Nein“ kommen. Ich hatte nicht ernsthaft damit gerechnet, dass sich irgendwer für Fanbelange, noch dazu im fernen Ausland wirklich einsetzt. Aber diese Botschaft ist dann doch der klare Zonk für alle Geschädigten.

Geantwortet hat die zuständige Bundestagsabgeordnete Dagmar Freitag. Was sie zu berichten hat, kann man jedoch getrost als dürftig bezeichnen. Sie schreibt, dass sie diverse Stellen kontaktiert habe, darunter auch DFB, DFL, das Auswärtige Amt und die Spanische Botschaft in Berlin. Die zuständige Person beim DFB hatte ihr mitgeteilt, dass die Vorgänge rund um das Spiel an den FC Sevilla weitergetragen wurden. So weit so schlecht. Denn dies bedeutet Monate nach dem Spiel wohl nur eins: Der Verein wird mal vage drauf angesprochen und wird im äußersten Falle eine Stellungnahme dazu abgeben. Darin wird der örtliche Polizeibericht zu Rate gezogen und erklärt, dass der Einsatz an sich gerechtfertigt war und von Folterung während der Haftzeit nichts bekannt sei. Nein, ich habe keine Glaskugel zu Hause stehen. Aber mehr wird in dieser Sache einfach nicht passieren.

Das Auswärtige Amt hat gem. ihrer Mitteilung gleich ganz abgewunken und eine politische Unterstützung versagt. Auch hier war im Endeffekt nichts anderes zu erwarten. Vielmehr wird der fast schon lächerlich anmutende Ratschlag erteilt, man möge sich doch an einen Anwalt richten, der im spanischen Recht versiert sei. Darauf sind die Leidtragenden natürlich bisher noch nicht gekommen. Mal abgesehen davon, dass da bei dem einen oder anderen ein paar Ressourcen, ähm Geld fehlen dürfte. Immerhin werde das Auswärtige Amt die Dinge „bei Gelegenheit“ mal ansprechen. Diesen Schritt könnte man, ohne Überspitzung, als eine Selbstverständlichkeit bezeichnen.

Nun ja, außer Spesen nichts gewesen. Immerhin hat überhaupt jemand mal geantwortet. Wenn auch die Antwort nichts Positives verheißen wird. Im Grunde schade, wie die Sache überhaupt gelaufen ist. Hier hätte man mal mit großer Medienwirksamkeit einer breiteren Öffentlichkeit auf Fehlstände aufmerksam machen können in der Hoffnung, dass von den Fans in der öffentlichen Wahrnehmung  ein anderes Bild gezeichnet werde. Stattdessen scheint das zu anstrengend und nicht interessant genug zu sein, denn wie ist sonst das mangelnde Interesse seitens der deutschen Medienlandschaft zu erklären? Es gab kaum Berichte dazu, selbst Medien wie Sat1, die vor Ort waren und nicht drehen durften, vermeldeten keine expliziten Nachrichten von diesem kühlen Abend Dezember. Erst Tage später und auf Grund der großen Welle der BVB-Fans in den Internetforen wurde das Thema überhaupt mal in der lokalen Ruhr-Presse aufgegriffen, zumindest als Randnotiz. Hier gab und gibt unsere im europäischen Ausland oft gelobte Presse ein wahrlich schwaches Bild ab.

Letztlich wurde hier eine große Chance vertan, die oft verschriehenen deutschen Fußballfans in ein anderes Licht zu rücken. So bleibt, mal wieder, nur der Zonk übrig. Denn ich denke nicht, dass in dieser Sache noch groß was passieren wird.