Montag, 15. August 2011

Mein erstes Mal!



Eigentlich ist es gar nicht mein erstes Mal gewesen. Denn letzte Saison bin ich schonmal mit den „Sutos“ zu einem BVB-Spiel gereist. Und wie gerne würde ich über die dürftigen sportlichen Aspekte berichten? Doch dies muss ich leider hinten anstellen. Denn wie eine Lawine brach über den heutigen Tag das Medienecho auf die unverschämten Störgeräusche vor und während des Spiels herein. Somit wird sich auch dieser Beitrag mit diesem widerlich/jämmerlichen Versuch der Zensur von Fußballfans auseinandersetzen müssen.

Was war passiert? Eigentlich wollten sich die ca. 4000 Dortmunder das Fußballspiel direkt an der Autobahn 6 bei Sinsheim ansehen. Dietmar hatte mal wieder geladen und so folgte man natürlich gerne zum kleinen Stelldichein zu Beginn der neuen Spielzeit. Während der Woche war es merklich ruhig im Blätterwald und es gab auch genügend Aufrufe, sich mehr unserer Borussia zu widmen, als den kommerziellen Feinden.

Gegen 13.30 Uhr kamen wir dann am Stadionvorplatz in der Betonwüste an und gingen, nachdem die letzte fehlende Karte besorgt wurde, auch langsam zum Platze. Nach den pingeligen Kontrollen und den ersten Gesängen war dann klar, dass mit der Beschallungsanlage irgendwas nicht stimmte. Und naiv wie ich war, hielt ich den ohrenbetäubenden Ton anfangs für ein technisches Problem. Doch das technische Problem stellte sich sehr schnell als unverschämter Zensurversuch dar. Immer, wenn Schmähgesänge angestimmt wurden, hielt irgendwer dagegen und brachte dadurch das Trommelfell zum Vibrieren.

Langsam wurde es unruhig im Block. Allmählich durchschaute jeder dieses Spiel. Und die Unruhe war von meinem Platz weiter oben im Block sehr gut zu sehen. Das Ziel, die Schmähgesänge einzustellen, wurde indes nicht erreicht. Im Gegenteil. Selten konnte wohl so eine Lautstärke in Hoffenheim erreicht werden. Denn der Ärger ob der Zensur war natürlich verständlich und entlud sich in einem Support, der sich hören lassen konnte.

Mittlerweile kann man auch das Echo von Fans, Medien und Vereinsseite verfolgen. Hier erschreckt insbesondere die Sichtweise von Dietmar und seinem Möchtegernverein. Man kann sich nicht erklären, wie die Box unter die Tribüne der Gästefans gekommen sein soll. Und mit der Sache hat man auch rein gar nichts zu tun; man distanziert sich als Verein 1899 davon und entschuldigt sich.

Da kann einem nur Angst und Bange werden. Die Box war zufällig an die Stromanlage des Stadions angeschlossen und in unmittelbarer Nähe waren Ordner postiert, die alles im Auge haben sollten. Hier sei die Frage erlaubt, wer denn bitteschön eine Lautsprecheranlage ins Stadion schmuggeln und an das Stromnetz anschließen kann? Nicht auszudenken, wenn es sich nicht gerade um eine Box, sondern um etwas ganz Anderes gehandelt hätte…

Aber Hauptsache, die Fans kriegen vorne am Eingang alles abgenommen, was irgendwie nach Wurfgeschoss oder brennbarem Utensil aussieht. Da kann man im Eifer des Gefechts schonmal ne Musikanlage übersehen werden, die dann das ganze Spiel noch von irgendjemandem bedient werden musste. Denn der Ton war natürlich nur dann hörbar, wenn ungewünschtes Liedgut angestimmt wurde. Dass die Pöbeleien unserer Mannschaft leider gar nicht helfen, habe ich schon im letzten Beitrag hier thematisiert. Von daher spare ich mir an dieser Stelle jeden Kommentar über die Sinnhaftigkeit dieser Gesänge.

Jedenfalls fühlt man sich vor diesem Hintergrund zum einen verarscht, zum anderen aber auch etwas „unsicher“. Wenn es so leicht sein sollte, solche Gegenstände in ein Bundesligastadion zu schmuggeln, will ich mir gar nicht ausmalen, was das für Folgen haben könnte. Bleibt zu hoffen, dass diverse Herren aus Afghanistan und co. nicht zugesehen haben. Soviel jedenfalls der jämmerliche Erklärungsversuch von Vereinsseite.

Uns Dietmar ließ die Sache natürlich ebenfalls nicht kalt. Trotzig wie eh und je ließ er über diverse Medien verlauten, man solle nicht so empfindlich sein. Schließlich habe man ihn über 90 Minuten beleidigt und wenn jetzt jemand Anzeige erstatte, müsse er ebenso 200 Anzeigen wegen Beleidigung erstatten.

Die paar Schmähgesänge, wie sie in jedem Stadion vorkommen, sind gegen die Kopf- und Ohrenschmerzen insbesondere von jüngeren Zeitgenossen problemlos aufzuwiegen. Das steht natürlich im Verhältnis zur Maßnahme, mal eben in den Zensurmodus zu wechseln. Egal, wer hierfür verantwortlich ist, muss zwingend zur Rechenschaft gezogen werden. Und was vor dem Hintergrund der Dietmarschen Worte von der Entschuldigung von Vereinsseite zu halten ist, kann jeder für sich selbst beurteilen. Ich halte die Pöbeleien nicht unbedingt für förderlich, aber eine Zensur auf diesem Niveau darf in deutschen Stadien nicht Einzug halten.

Hierauf sollten die Fans aller Vereine in naher Zukunft Acht geben und entsprechend zusammen halten. Denn dieses Thema geht jeden etwas an. Und dank der erhöhten Öffentlichkeit ist dieses Thema nun auch auf einem breiten Tisch serviert. Dies kann der Sache nicht abträglich sein. Über die Anzeigen einiger BVB Fans wg. Körperverletzung werde ich weiter berichten. Dies ist sicher interessant.

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